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DL0CPS ruft DP0ISS

 

DL0CPS und DP0ISS: das sind beides Amateurfunkrufzeichen. Solch ein Rufzeichen erhält man wenn man fundierte Kenntnisse in Technik, Betriebstechnik und gesetzlichen Vorschriften in einer Prüfung bei der Bundesnetzagentur besteht. Mit solch einem Rufzeichen ausgestattet darf man auf den Amateurfunkbändern funken - und erreicht damit jeden Punkt unseres Erdballes. An der CPS git es Amateurfunk-AGs in denen wir Amateurfunk-relevante Themen und Arbeiten behandeln. Der Leiter dieser Amateurfunk-AGs (Andreas Richter) besitzt nicht nur ein eigenes Rufzeichen (DF8OE), sondern auch ein Ausbildungsrufzeichen, mit dem unter seiner Aufsicht auch nicht-lizensierte das Funkgerät bedienen dürfen. So haben wir schon manches QSO (das ist die Abkürzung für "Funkgespräch) von unserer Schulstation auf Kurzwelle und UKW getätigt.

Anfang 2021 stand fest dass Matthias Maurer, ein deutscher Astronaut, "irgendwann ab Mitte des Jahres" zur ISS fliegt. Auch auf der ISS gibt es eine Amateurfunkstation. Und es gibt eine Organisation des internationalen Amateurfunkverbandes die es ausgewählten Schulen ermöglicht einen verabredeten Funkkontakt zur ISS durchzuführen. Wir haben uns beworben - und haben einen Zuschlag erhalten!

Es gibt zwei Arten solcher Kontakte. Zum einen die Kontakte, bei denen man nicht selbst über die Amateurfunkstation verfügt sondern mit einer Videokonferenz mit einer geeigneten Amateurfunkstation verbunden wird die dann den eigentlichen Kontakt zur ISS herstellt – das nennt man „telebridged“. Nein – das wollten wir nicht. Wenn schon – denn schon! Wir wollten die Amateurfunkstation selbst im Gebäude haben und einen direkten Kontakt mit der ISS herstellen – einen „direct contact“!

Also gingen wir daran in den unterschiedlichen Amateurfunk-WPKs und AGs das nötige Equipment zusammenzustellen und auch zu bauen. Denn Amateurfunk erlaubt es den Funkamateuren, Sende- und Empfangsanlagen auch selbst zu bauen und in Betrieb zu nehmen! So entstanden eine Funkantenne (Kreuzyagi) und eine motorische Steuerung zur Nachführung zu der sich bewegenden Raumkapsel. Auch wurde viel über Themen der Raumfahrt und der Astronomie gesprochen.

Mitte des Jahres zeichnete sich der Funktermin auf „Ende 2021“ ab. Und es kam eine Veränderung in den geplanten Ablauf: aus Terminmangel bei den Astronauten der NASA mussten wir entweder auf den Kontakt verzichten oder ihn uns mit einer anderen Schule teilen. Natürlich entschieden wir uns für letzteres… Unsere Partnerschule war das „Technische Bildungszentrum Bremen Mitte“ – kurz „TBZ“. Eine weitere Herausforderung… Ein geteilter Kontakt in dem sich die beiden Schulen nicht direkt via Funk gehört haben, und doch sekundengenau ihre Fragen in den Äther schicken mussten…

So kam noch einiges an bis dato nicht geplanten Arbeiten dazu.
Drei Schülerinnen und Schüler der Amateurfunk-AGs wurden als SprecherInnen ausgewählt, drei weitere aus allen anderen SchülerInnen und Schülern die sich für den Funkkontakt beworben haben per Los ermittelt.

Am 16.12.sollte es dann so weit sein – von der NASA bekamen wir eine knappe Woche davor das GO.

In der letzten Woche vor dem Kontakt probten die sechs SprecherInnen mehrfach den Ablauf. Der Kontakt kann technisch bedingt nur etwa 10 Minuten dauern – nur solange ist die ISS von einem Punkt der Erde aus sichtbar und nur wenn das gegeben ist kann man mit ihr auf UKW einen Funkkontakt herstellen. Da darf nicht schiefgehen…

Am 15.12. wurde die Dekoration in der Aula aufgebaut, ebenso die Technik.

Am 16.12. war immer noch Zittern angesagt ob der Kontakt denn wie gewünscht ablaufen konnte. Von uns aus war alles fertig – aber die NASA hatte eventuell noch einen Funkkontakt von Matthias Maurer mit dem DLR in München anstehen, der natürlich Vorrang gehabt hätte. Aber – wir hatten Glück und alles sollte wie geplant laufen.

Leider ist zwei Minuten vor Beginn der Youtube-Übertragung die Videokamera ausgefallen und wir mussten in Windeseile einen Ersatz beschaffen. Die Ersatzkamera war deutlich schlechter als die geplante – aber lieber schlechtere Qualität als gar keine Übertragung. So konnten ab 11:15 Uhr 30 Schülerinnen und Schüler der Amateurfunk-WPKs und AGs live in der Aula mit dabei sein, während in allen anderen Klassenzimmern der Youtube-Livestream zu sehen/hören war.

Als dann um 11:40 unsere Schule den Anruf an die ISS startete war im Gebäude eine Stille die ich vorher noch nie so gehört habe – es sei denn es sind keine Schüler in der Schule. Man hätte einen Stecknadel fallen hören können… Mehrfach riefen wir und das TBZ im Wechsel, bis dann die Stimme von Matthias Maurer klar und deutlich aus unseren Lautsprechern ertönte und unsere Schülerinnen und Schüler mit Namen ansprach. Diese lasen die Fragen vor die von SchülerInnen unserer Schule vorgeschlagen waren. Aber was schreibe ich – sehen Sie sich die Veranstaltung am besten selbst an!

Einer Veranstaltung beigewohnt zu haben in der live mit einem Astronauten an Bord der ISS gesprochen wurde – das können wahrlich nicht viele Menschen von sich behaupten. Und sechs unserer SchülerInnen haben persönlich mit ihm gesprochen. Eine unvergängliche Erinnerung ein Leben lang...


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Hier finden Sie das Video zur Veranstaltung